Rassismus – Kein „elitärer Zeigefinger“

Von Brigitte Pilz · · 2000/03

Im Dezember des letzten Jahres wurde von der EU-Rassismus-Beobachtungsstelle, die in Wien ihren Sitz hat, eine Untersuchung veröffentlicht. Darin wurde die Haltung der europäischen Bevölkerung zu Fremdenfeindlichkeit und Rassismus von 1989 mit jener von 1997 verglichen. Kurz: Die Ergebnisse sind Besorgnis erregend. Die Situation hat sich verschärft. Der Rassismus hat zugenommen.

Fast 33% der befragten Personen geben offen zu, entweder „ziemlich rassistisch“ oder „sehr rassistisch“ zu sein. Die Befragung von 1997 zeigt – wesentlich mehr als jene des Jahres 1989 – die Besorgnis der europäischen Bevölkerung über ihre eigene Lage sowie ihre Ängste vor der Zukunft. Ausländer werden zunehmend als Bedrohung und unerwünschte Wesen wahrgenommen.

Die Bekämpfung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sind nur noch von 22% der EU-BürgerInnen als wichtige politische Aufgabe genannt worden (1989: von 36%). Die Umwelt gibt den größten Anlass zur Sorge. Als neue gesellschaftliche Probleme werden genannt: Drogen, Aids und die Versorgung der älteren Bevölkerung.

Der Verwaltungsratsvorsitzende des Beobachtungszentrums, Jean Kahn, warnte in einer Pressekonferenz in Brüssel vor dem Anwachsen rechtsextremer und fremdenfeindlicher Parteien in mehreren EU-Staaten. Als Beispiele nannte er Österreich und Belgien. Er äußerte die Befürchtung, die Stärke dieser Parteien habe Einfluss auf das gesamte politische Klima. Auch andere politische Parteien seien ihretwegen geneigt, ausländerfeindliche Positionen zu übernehmen. Das sagte Kahn im Dezember!

Das Thema dieser Ausgabe des SÜDWIND-Magazins ist die antirassistische Bildung, die Bildung zu mehr Toleranz (um es positiv auszudrücken). Klar formulieren es Fachleute: Bildung kann nicht Management von Katastrophen sein. Bildung kann keine kurzfristigen Erfolge schaffen. Und vor allem, Bildung allein schafft nicht die nötigen Veränderungen. Sie liegen in der Verantwortung des gesamten Gemeinwesens.

Aber Bildung ist heute trotzdem stärker gefordert denn je. Junge Menschen müssen Vertrauen in sich selbst und in die Zukunft entwickeln können. Es gilt, starke, in sich ruhende Identitäten zu ermöglichen, die das Andere / den Anderen nicht zur Förderung des eigenen Selbstbewusstseins bekämpfen müssen. Das geht nicht mit dem „elitären Zeigefinger“. Eine Erziehung von oben ist nicht gefragt. Emanzipatorische Bildung ist angesagt. Methoden dafür gibt es genug.

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